Kündigungen sind Teil des Geschäftsmodells von Akelius

Vernetzung der Akelius-Mieter*innen in Berlin – Pressemitteilung

Das Geschäftsmodell von Akelius basiert auf maximaler Mieterhöhung inkl. Wertsteigerung mit gleichzeitig minimaler Steuerzahlung. Für das Ausschöpfen der maximalen Profitrate aus einem Haus veranschlagt Akelius 10-15 Jahre. Ein Verbleib der langjährigen Mieter*innen mit alten günstigen Mietverträgen ist in diesem Geschäftsmodell nicht vorgesehen. Die Folge sind zahllose Kündigungen durch Akelius. Mehr Infos siehe Dossier: Akelius in Berlin 2018/2019. Häufig berichten Mieter*innen, dass Akelius an einem Weiterbestehen ihrer Mietverträge nicht interessiert ist. Kleinste Fehler, Notlagen oder veränderte Lebenssituationen der Mieter*innen beantwortet Akelius regelmäßig mit Kündigungen. Für die Mieter**nnen hat das gravierende Folgen, die sich tief und langfristig auf ihre Gesundheit, Familie, soziale Teilhabe und Arbeitsfähigkeit auswirken.

Ehemaliger Akelius-Mieter M. Maier: „Das letzte Jahr hat mich ganz schön mitgenommen, ich fühle mich immer noch sehr erschöpft. Der Wohnungsverlust war hart. Ich habe sehr an meiner Wohnung gehangen, war in meinem Kiez zu Hause. In meiner neuen Wohnung und dem neuen Kiez fühle ich mich nicht besonders wohl. Ich würde gern in meine alte Nachbarschaft zurückziehen.“ In der Öffentlichkeit gibt sich Akelius gern als sozialverantwortliches Unternehmen, das nur bei einem Mieter*innen-Wechsel die gängigen rechtlichen Möglichkeiten zur Profitsteigerung nutzt. Doch der Konzern verschweigt, dass es zu seinem Geschäftsmodell gehört, die Mieter*innenWechsel zu forcieren. Warum sonst weißt er im Berlin-Vergleich sowohl eine überdurchschnittlich hohe Fluktuationsraten als auch einen überdurchschnittlich hohen Leerstand auf?

Wir fordern die Politik auf, die Verschnaufpause des Mietendeckels zu nutzen, um wieder einen echten, starken und dauerhaften Mieter*innen-Schutz zu installieren:

  1. Nach der Begleichung von Mietschulden (Heilung) muss nicht nur die fristlose, sondern auch die fristgerechte Kündigung unwirksam werden!
  2. Ausnahmereglungen im Mieter*innen-Schutz müssen abgeschafft werden. Wir brauchen ein generelles Umwandlungsverbot und eine starke/wirksame Mietpreisbremse!
  3. Besonders sozial benachteiligte und gefährdete Mieter*innen müssen besser geschützt werden, z.B. Kranke, Arme, Familien mit Kindern!
  4. Verspätet oder ungenügend ausgezahlte Transferleistungen vom Amt dürfen nicht zum Wohnungsverlust führen!
  5. Bevor eine Kündigung ausgesprochen wird, muss den Mieter*innen durch z.B. Mahnungen die Möglichkeit gegeben werden, den Kündigungsgrund aufzuheben, z.B. durch das Begleichen von Mietschulden, eigenes Beheben von selbstverursachten Schäden, Nachreichen von fehlenden Unterlagen!

=> Wir Mieter*innen müssen in unseren Mietangelegenheiten von der Hausverwaltung/dem Vermieter wohlwollend behandelt werden und es muss absolute Priorität sein, Wohnungsverlust und Obdachlosigkeit zu vermeiden.

Beschluss der BVV Pankow zur Akelius-Großbaustelle Saefkow-Bötzow-Siedlung (Pressemitteilung)

Von Mieter*innen in der Saefkow-Bötzow-Siedlung

Am 4.3.2020 hat die BVV Pankow einstimmig den Antrag zur Reduzierung negativer Auswirkungen des Bau- und Modernisierungsprojekts (Akelius) in der Saefkow/Bötzow-Siedlung beschlossen.

Das Bezirksamt Pankow wird durch den Beschluss aufgefordert „zusätzlich zu den üblichen Verfahren […] zu erwirken, dass negative Auswirkungen des Baugeschehens auf ein Minimum reduziert werden und gegebenenfalls einen Baustopp zu verhängen‟. Um die Mieter*innen vor Gesundheitsgefährdungen zu schützen wurde darüber hinaus „angeregt, dass hierfür zuständige Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LaGetSi) über die Vorwürfe zu unterrichten‟.

Grundlage für den beschlossenen Antrag war eine Petition mit Forderungen der betroffenen Mieter*innen. Sie war von 200 der 300 Mieter*innen unterschrieben am 22.2.2020 in der BVV-Sitzung an Baustadtradt Vollrad Kuhn (Bü90/Die Grünen) überreicht worden.

Die betroffenen Mieter*innen leiden durch die Großbaustelle unter zahlreichen Schäden in ihren Wohnungen: plötzliche Deckendurchbrüche bei Stemmarbeiten, eindringendes Regenwasser durch undichte Dächer, Schimmel in den Wohnungen infolge von Durchfeuchtung und ungenügender Beheizbarkeit, übermäßigen Lärm, Staub und Gestank. Akelius handhabt die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen nicht im Sinne der Mieter*innen und ermöglicht keine gute Kommunikation zu den Verantwortlichen.

Bis zum Mietendeckel führte Akelius in frei werdenden Wohnungen Luxusmodernisierungen durch und verlangte anschließend Mieten von durchschnittlich fast 20 EUR/m² nettokalt. Seit dem Mietendeckel hat Akelius alle Wohnungsangebote zurückgezogen, einzige Ausnahme: eine Dachgeschosswohnung im Bezirk Mitte für 24 EUR/qm. Vermutlich fällt sie unter die Ausnahmeregelung für Neubau und vermutlich werden die Angebotsmieten in den entstehenden Dachgeschosswohnungen der Saefkow/Bötzow-Siedlung ähnlich hochpreisig sein.

Die Akelius-Mieter*innen haben ihre Forderungen konkretisiert und zusammen mit weiteren Informationen in dem „Kurzdossier: Akelius in der Saefkow/Bötzow-Siedlung 2018-2020‟ veröffentlicht (siehe Anhang). Unter anderem fordern die Mieter*innen: die baldige Veranlassung von regelmäßigen Begehungen der Baustelle durch die zuständigen Stellen in Bezug auf Baustellensicherheit und Arbeitsschutz, einen Baustopp, bis die Gefährdung der Mieter*innen abgestellt ist und eine Veröffentlichung von Gutachten, Antrag und Auflagen für die Baustelle.

Von der Firma Akelius fordern die Mieter*innen Transparenz über den Zeitplan, Umsatzwohnungen für betroffene Mieter*innen oder 100% Mietreduktion, keine weiteren Luxusmodernisierungen frei werdender Wohnungen und die Einhaltung des Mietspiegels. Außerdem haben sie das Bezirksamt aufgefordert, konkrete Beispiele auf die mögliche Gesundheitsgefährdung der Mieter*innen hin zu überprüfen. Die Mieter*innen werden nun sehr genau beobachten, wann und inwieweit das Bezirksamt den Aufforderungen der BVV nachkommt.

Solidarität mit den Mieter*innen in Warschau

[01.03.2020] Solidaritätserklärung der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin mit den Mietaktivist*innen in Warschau zum Anlass des 9. Jahrestages der Ermordung von Jola Brzeska.

An unsere Freund*innen vom:

Wir Mieter*innen von Akelius in Berlin organisieren uns gegen den menschenverachtenden Neoliberalismus, in dem Wohnraum als profitträchtige Ware gehandelt wird. Akelius besitzt in Berlin mehr als 14.000 Wohnungen. Der Konzern zerstört systematisch bezahlbaren Wohnraum und macht daraus einen Luxusartikel, den sich nur wenige leisten können. Mieten von durchschnittlich 20 Euro, und im Einzelfall sogar 40 Euro pro Quadratmeter, sind das Ergebnis. Das kann eine Steigerung von 300 bis 700 Prozent bei nur einem Mieter*innenwechsel bedeuten.

Wir senden heute diese Solidaritäts-Erklärung an unsere Freund*innen nach Warschau. Anlass ist das Gedenken an Jola Brzeska. Sie wurde am 1. März 2011 in Warschau ermordet.

Wir haben Jola Brzeska nicht persönlich gekannt. Aber wir kennen ihre Geschichte. Wir wissen von dem brutalen und heimtückischen Mord an ihr vor neun Jahren. Und wir wissen, dass sie sehr engagiert gegen die Reprivatisierung und deren Auswirkungen in Warschau gekämpft hat. Sie war mutig und sie war konsequent und hat das vermutlich mit ihrem Leben bezahlt. Wir gedenken ihrer mit Hochachtung.

Wir wissen auch, dass die Reprivatisierung in Warschau eng verwoben ist mit der deutschen Geschichte. Denn es waren Deutsche, die im September 1939 Polen überfallen haben und damit den 2. Weltkrieg verantworten. Die faschistischen deutschen Besatzer haben gemordet, geraubt und zerstört. Um Warschau wieder aufbauen zu können, wurde der Grund und Boden der Stadt verstaatlicht. Nun werden diese Grundstücke reprivatisiert. Unsere polnischen Freund*innen berichten uns von Betrug, Korruption und mafiösen Strukturen im Zuge dieser Reprivatisierungen. Jola Brzeska hat entschlossen dagegen angekämpft.

Die Geschichte von Jola Brzeska zeigt uns, dass Gewalt keine Lösung ist. Das Zusammenspiel von kapitalistischer und physischer Gewalt hat ihr das Leben genommen. Was wir dagegenhalten, ist die Kraft der emanzipatorischen Solidarität. Niemand hat das Recht, über andere Menschen zu herrschen! Niemand hat das Recht, sich auf Kosten anderer Menschen zu bereichern! Und niemand hat das Recht, anderen Menschen das Leben zu nehmen!

Wohnen ist ein Menschenrecht! Grund und Boden sind Gemeingüter, wie Luft, Licht und Wasser. Sie dürfen von niemandem als Privatbesitz beansprucht werden! Wir sehen eine menschenwürdige Zukunft nur in einer solidarischen Gesellschaft. Dazu gehört die gerechte Verteilung von Wohnraum, die Übertragung der Häuser in die Selbstverwaltung der Mieter*innen und das Ende der Spekulation mit unseren Grundbedürfnissen! Dafür treten wir hier und überall ein. In diesem Sinne gedenken wir heute Jola Brezska. Ihr Mord muss aufgeklärt werden! Ihre Mörder müssen bestraft werden! Ihr Kampf muss weitergetragen werden!

Mit solidarischen Grüßen nach Warschau,
Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin

Website: stoppakelius.de
Forum: stoppakelius.de/forum
Twitter: twitter.com/StoppAkeliusB
Kontakt: kontakt@stoppakelius.de

Redebeitrag der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen auf der Gala von „Kein Haus weniger!“ 16.02.20 im Festsaal Kreuzberg

Erstmal an alle hier auf der Gala ein herzliches Hallo!

Wir, die Vernetzung der Akelius-Mieter*innen in Berlin, organisieren uns seit zwei Jahren gegen die Geschäftspraktiken unseres Vermieters. Akelius ist seit 2006 in Berlin aktiv und hat hier seinen weltweit wichtigsten Standort aufgebaut. Der Konzern besitzt in der Stadt ca. 900 Häuser mit reichlich 14.000 Wohnungen. Die durchschnittliche Angebotsmiete liegt bei rund 20 Euro und im Einzelfall sogar bei 40 Euro pro Quadratmeter. Mieter*innen mit alten, günstigen Verträgen sollen nach dem Willen des Konzerns ausziehen. Was dann folgt, ist in jedem Haus das gleiche: erst stehen die Wohnungen lange leer, manchmal sogar Jahre! Dann kommt ein Bauarbeitertrupp und reißt mit ohrenbetäubendem Lärm alles aus der Wohnung raus, um es im Anschluss wieder einzubauen. Der Sinn hinter dem ganzen Unsinn: eine Gesetzeslücke erlaubt nach umfassender Modernisierung eine Neuvermietung ohne Orientierung am Mietspiegel. Das Ergebnis sind dann drei- bis fünfmal so hohe Mieten, wie zuvor. Weil das eindeutig viel zu teuer ist, stehen die Wohnungen deshalb erneut monatelang leer.

Doch wir wehren uns dagegen. Wir organisieren uns in unseren Häusern, berlinweit und sogar überregional. Wir sind vernetzt mit anderen Akelius-Mieter*innen in Hamburg, London, Toronto und New York und mit anderen Aktivist*innen in Berlin. Wir haben das Geschäftsmodell und das Firmenkonstrukt von Akelius und die Auswirkungen davon auf uns Mieter*innen und die Stadt intensiv analysiert und ausgewertet. In einem umfangreichen Dossier haben wir letzten Sommer unsere Rechercheergebnisse veröffentlicht. In der Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Presse ist Akelius spätestens seitdem als Problem umfassend bekannt. Wenn ihr mehr Infos über Akelius haben wollt: kommt zu unserem Infostand!

Da es heute hier auf der Gala um bedrohte Haus- und Kulturprojekte geht, wollen wir uns erneut solidarisch erklären mit allen von Verdrängung bedrohten Menschen und Projekten:

Es ist nicht gerechtfertigt, dass das willkürlich ungleich verteilte Einkommen darüber entscheidet, wer wie wo wohnen und arbeiten kann.

Es ist nicht weiter hinzunehmen, dass Firmen wie Akelius Wohnungen und Gewerberäume aus spekulativen Gründen leerstehen lassen.

Es kann nicht sein, dass Akelius preiswerte Kleingewerberäume in superteure Miniwohnungen umbaut, weil mit Wohnungen zur Zeit eben noch ein bisschen mehr Profit gemacht werden kann.

Es ist gut, dass der Mietendeckel kommt! Er sollte allerdings unbefristet sein und das spekulative Handeln mit Wohnraum sollte ein für alle Mal beendet werden. Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Gelddruckmaschine!

Die Häuser müssen in Selbstverwaltung überführt werden! Die Mieten sollen nur die Kosten für Instandhaltungen abdecken, und eben keine Profitraten! Wohnraum soll gerecht verteilt werden! Kulturelles und soziales Kleingewerbe soll geschützt werden!

Wir fordern, dass alle bedrohten Haus- und Kulturprojekte ihre Mietverträge zurückbekommen, bzw. sie verlängert werden! Wir fordern die Vergesellschaftung von Akelius & Co.! Wir fordern, dass alle Projekthäuser in Gemeineigentum überführt werden, bzw. in den Kollektivbesitz der Projekte selbst!

Wir fordern: Kein Haus weniger!

Redebeitrag der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin gegen den Immobilien-Kongress „Quo Vadis“ am 11.02.20 vor dem Adlon

Wir Mieter*innen von Akelius organisieren uns, weil Akelius unsere Rechte und die Zukunft unserer Stadt mit Füßen tritt. Durchschnittliche Mieten von fast 20 Euro, und im Einzelfall sogar bis zu 40 Euro, pro Quadratmeter sind das Geschäftsmodell von Akelius. Dafür sollen wir Mieter*innen mit den älteren Verträgen aus unseren Wohnungen raus. Und neue Mieter*innen sollen einziehen und diese horrenden Mieten zahlen.

Doch wir wehren uns! Dabei ist es egal, ob Mieter*innen noch alte Verträge haben und ihre Häuser von Akelius gekauft wurden. Oder ob es Mieter*innen sind, die neu bei Akelius gemietet haben. Wir organisieren uns zusammen, denn wir haben alle das selbe Problem: und das heißt Akelius. Wir kämpfen vor Gerichten für unsere Rechte, organisieren uns mit unseren Nachbar*innen in unseren Häusern und vernetzen uns berlinweit und überregional mit anderen Akelius-Mieter*innen.

Und das mit Erfolg! Wir haben das Geschäftsmodell von Akelius analysiert und offen gelegt und dadurch viele Mieter*innen motiviert, sich der Vernetzung anzuschließen und für ihre Interessen einzutreten. Die Presse, Wissenschaft und Politik hat Akelius als Problem erkannt. In der Diskussion um den Mietendeckel wurde oft Akelius als Beispiel genannt, warum Berlin einen Mietendeckel braucht.

Das alles sind wichtige Erfolge! Aber was heute hier passiert: dass sich die Immo-Lobby mit Banken und Politiker*innen zusammensetzt und plant, wie sie noch mehr Geld aus uns rauspressen können, geht gar nicht! Das alles muss aufhören! Die gesamte Gesellschaft muss endlich Verantwortung übernehmen und alle Wohnungen dem Spekulationsmarkt entziehen! Banken müssen in selbstverwaltete Genossenschaften überführt werden, Häuser den Mieter*innen in Selbstverwaltung übergeben werden. Und Politiker*innen dürfen sich nicht länger zum Steigbügelhalter für Profitjäger machen!

Wohnen ist ein Menschenrecht, weil es ein menschliches Grundbedürfnis ist. Denn jeder Mensch braucht eine Wohnung als Voraussetzung um würdevoll und sicher leben zu können.

Dieses Lobby-Treffen heute hier sollte eher dazu genutzt werden, wirkungsvolle Resozialisierungsprogramme für Banker, Immobilienspekulanten und ihre Steigbügelhalter in der Politik zu entwickeln!

Mieter*innen übergeben Petition an Baustadtrat und Bezirksverordnete: Baustelle soll geprüft werden

Bericht zur Übergabe der Petition der Akelius-Mieter*innen aus der Anton-Saefkow-Siedlung an die BVV Pankow, 22.02.20

Akelius-Mieter*innen mit Petition und Transparent in der BVV Pankow

In der heutigen BVV-Sitzung des Bezirks Pankow waren etwa 20 Akelius-Mieter*innen anwesend. Sie haben eindringlich geschildert, wie unzumutbar das Wohnen für sie in den ca. 300 Wohneinheiten der Anton-Saefkow-Siedlung seit Monaten ist. Durch Baumaßnahmen sind sie in hohem Maße Belastungen ausgesetzt, die ihnen ein Wohnen in den Häusern kaum noch ermöglicht. Neben Deckeneinbrüchen, umfangreichen Wasserschäden, Lärm, Schmutz und Rattenbefall machen sie sich vor allem Sorgen um ihre Gesundheit. Ungenügend gesicherte Baustellen, Statikfragen, Schimmelbefall und die unsachgemäße Lagerung von kontaminiertem Schutt im Hof sehen sie als Gefahr für Leib und Leben für sich und ihre Nachbar*innen sowie die Bauarbeiter*innen.

Da Akelius die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen nicht im Sinne der Mieter*innen handhabt und den Mieter*innen keine gute Kommunikation zu den Verantwortlichen ermöglicht, haben sich die Mieter*innen nun an die BVV Pankow gewandt.

In einer Petition an die BVV Pankow fordern sie, dass der Bezirk die Baustelle prüft und seine Verantwortung gegenüber den Mieter*innen gerecht wird. Vor allem dringen sie darauf, dass die Statik der Häuser vor dem Hintergrund der Baumaßnahmen unabhängig nochmals geprüft wird. Die Petition wurde von etwa 200 der 300 Mieter*innen der Anton-Saefkow-Siedlung unterzeichnet. Die Unterschriften wurden zusammen mit der Petition überreicht. Mit Fotos von der Baustelle, Plakaten, Transparenten und Informations-Faltblättern unterstrichen sie die Problematik und Dringlichkeit ihres Anliegens.

Die BVV stimmte einstimmig für die Übertragung des Anliegens der Mieter*innen in den Stadtentwicklungs-Ausschuss des Bezirks Pankow. Die anwesende Presse interessiert sich für die dargestellte Problematik und nahm Kontakt zu den Mieter*innen auf.

Abstimmung zum Antrag der Anton-Saefkow-Initiative in der BVV Pankow: 43 Ja-Stimmen, keine Gegenstimme, keine Enthaltung

Kontakte und Infokanäle

Petitionstext (Link)
Nachbarschafts-Initiative Anton-Saefkow-Siedlung:
saefkow-boetzow@akelius-vernetzung.de
Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin:
akelius-mietervernetzung@posteo.de
Presse: presse@StoppAkelius.de

Twitter: @StoppAkeliusB
Website: StoppAkelius.de
Dossier: StoppAkelius.de/material/dossier

Pressemitteilung vom 20.1.20

Protest gegen Akelius-Bauprojekt im Prenzlauer Berg: Mieter*innen fordern Bezirk zum Handeln auf

Akelius ist mit 900 Häusern und ca. 14.000 Wohnungen einer der größten privaten Vermieter in Berlin und mittlerweile auch als einer der größten Preistreiber auf dem Mietmarkt bekannt. Das Geschäftsmodell des Konzerns: Luxusmodernisierungen mit anschließenden Mieten von bis zu 40 Euro pro Quadratmeter.

Auch im Bezirk Pankow rund um die Greifswalder Straße besitzt Akelius viele Wohnungen. Besonders unter Druck steht derzeit ein Häuserkomplex in der Anton-Saefkow/Bötzow-Siedlung. Die Modernisierung des Komplexes ist ein Großprojekt von Akelius und betrifft Hunderte Haushalte und Mieter*innen, die zurzeit auf einer Großbaustelle wohnen. Mieter*innen berichten von massiven Beeinträchtigungen und Gefährdungen, einer mangelnden Absicherung der Baustelle und mangelndem Arbeitsschutz. Außerdem fürchten sie Probleme mit der Baustatik.

Dagegen regt sich seit einiger Zeit Widerstand in der Nachbarschaft: Ende letzten Jahres bildete sich eine Initiative von Mieter*innen dieser Siedlung, die nun die Politik zum Handeln auffordert. Am kommenden Mittwoch, den 22. Januar, übergeben sie den Abgeordneten der Bezirksverordnetenversammlung Pankow/Prenzlauer Berg und dem Baustadtrat Vollrad Kuhn eine Petition mit ca. 200 Unterschriften. Darin fordern sie den Bezirk auf, die Baustelle genauer zu prüfen. Neben einem Gutachten eines unabhängigen Bausachverständigen zu möglichen Gefahren durch Schadstoffe und zur Baustatik soll eine Begehung der Baustelle durch einen unabhängigen Prüfer in Bezug auf Baustellensicherheit und Arbeitsschutz erfolgen.

Eine Mieterin aus der Mieter*inneninitiative der Anton-Saefkow-Siedlung: „Seit Anfang 2019 leben wir auf einer Großbaustelle, die Handwerker brechen durch die Decke und die Statik des Gebäudes scheint in Gefahr während wir vom Bauleiter immer wieder hingehalten werden. Der Bezirk muss endlich handeln.“

Datum: 22.1.2020
Uhrzeit: 17:00 Uhr (Beginn der BVV-Sitzung: 17:30 Uhr)
Ort: Karl Marx Allee 31

Pressekontakt: saefkow-boetzow@akelius-vernetzung.de

Vollversammlung am 19.1.2020

Alle Akelius-Mieter*innen sind zu den regelmäßigen Vollversammlungen herzlich eingeladen.
Die nächste ist am:

Sonntag, 19. Januar 2020 von 14 bis 16 Uhr 
und findet dieses Mal im Aquarium in Kreuzberg, Skalitzer Straße 6 (U Kottbusser Tor), statt!

Themen:

Austausch von Erfahrungen und Informationen

→ Rückblick: 2 Jahre Vernetzung der Akelius-Mieter*innen

→ Ausblick: welche Themen stehen an, wo werden wir aktiv

→ Vorbereitung: Mietenwahnsinn-Demo, 28.03.2020

→ individuelle Beratung durch Mietrechtsanwält*in

+++ NEXT PLENARY ASSEMBLY +++

All Akelius tenants are invited to the regular plenary assemblies. The next will be on:
Sunday, January 19th, 2020 from 2 pm to 4 pm 
in Aquarium, Skalitzer Straße 6

Was macht Akelius eigentlich mit unseren Daten?

Erst kürzlich hat die Berliner Datenschutzbeauftragte wegen massiven datenschutzrechtlichen Verstößen ein rekordverdächtiges Bußgeld in Millionenhöhe gegen den Wohnungskonzern Deutsche Wohnen verhängt. Die wichtigste Nachricht dabei ist: Die Deutsche Wohnen hat die Rechte der Mieter konsequent missachtet und Daten gespeichert, die nicht gespeichert werden durften. Selbst Gehaltsnachweise von ehemaligen Mieter*innen wurden weiter aufbewahrt. Aufforderungen der Datenschutzbeauftragten, das System nach geltendem Recht umzubauen, wurden ignoriert. Es wurde als wider besseres Wissen an einem illegalen Speichersystem festgehalten (Bericht der Berliner Zeitung).

Jetzt fragen wir uns natürlich: Was macht eigentlich Akelius mit unseren Daten?

Einen kleinen Einblick bekamen einige Akelius-Mieter*innen vor einiger Zeit direkt in der Zentrale von Akelius in Berlin am Erkelenzdamm in Kreuzberg. In dem erst kürzlich erworbenen Gebäude hat Akelius seine Zentrale für Deutschland und Europa untergebracht. Vorher waren in dem Haus Wohnungen und Künstler*innen-Ateliers.

Beim Tag der Architektur 2018 führte der Konzern die interessierte Öffentlichkeit stolz durch das Gebäude. Den Geschäftsbetrieb hatte man vor Ort schon aufgenommen, und auch die Arbeitsräume wurden dem Publikum präsentiert. Die Mieter*innen berichten über den Datenschutz im Unternehmen, dass bei der Führung Mieterakten offen auf den Schreibtischen lagen. Namen, Adressen, sogar Kontoverbindungen und Bürgschaften konnten ohne Mühe einfach gelesen werden.

Wenn Besucherinnen diese sensiblen Daten bei einer öffentlichen (!) Führung lesen können – wie ist es dann mit dem Datenschutz bei Akelius bestellt, wenn keine Öffentlichkeit da ist? Welche Daten sind für die Mitarbeiter vor Ort zugänglich? Wie sind die Zugriffsrechte für das digitale Dokumentensystem geregelt? Gibt es überhaupt ein datenschutzrechtlich konformes System? Oder nutzt Akelius wie die Deutsche Wohnen ein nahezu offenes Archiv für die tägliche Arbeit? Speichert Akelius auch, wie die Deutsche Wohnen, Daten von ehemaligen Mieter*innen, die eigentlich längst gelöscht sein müssten?

Auf Nachfragen antwortet der Konzern bisher nicht. Der Fall Deutsche Wohnen zeigt aber: Der Umgang mit Mieter*innendaten ist bei den großen Wohnungskonzernen offenbar höchst fragwürdig. Wir hoffen, dass die Berliner Datenschutzbeauftragte das Verfahren im Fall Deutsche Wohnen ausweitet und auch bei den anderen großen Wohnungskonzernen überprüft, ob die Systeme dort den datenschutzrechtlichen Bestimmungen entsprechen. Der von den Mieter*innen beim Tag der Architektur beobachtete laxe Umgang mit den Mieterakten zeigt, dass es bereits Anhaltspunkte und also Bedarf für eine solche Prüfung gibt.

Disclaimer: In einer ersten Version des Texts war vom letzten Tag der Architektur die Rede, die Führung war aber am Tag der Architektur 2018. Der Text wurde entsprechend korrigiert.

Stellungnahme zu 3D-Vermessungen

Akelius führt nach dem Kauf eines Hauses regelmäßig Vermessungen durch. In mehreren Fällen wurde dabei ein besonders aufwändiges Verfahren eingesetzt, eine sogenannte 3D-Vermessung. Die 3D-Vermessung ist mit einem normalen Aufmaß nicht vergleichbar. Bei einer 3D-Vermessung werden mit einem Spezialgerät Messdaten erzeugt, aus denen anschließend ein hochauflösendes dreidimensionales Modell des gesamten Raums hergestellt werden kann. Das bedeutet, dass auch Einrichtungsgegenstände, Möbel, Kleidungsstücke usw. sichtbar gemacht werden können. Eine 3D-Vermessung ist deshalb eine Verletzung der Privatsphäre.

Mieterinnen und Mieter haben das Recht, eine 3D-Vermessung ihrer Wohnung zu verweigern. Nachfragen zum eingesetzten 3D-Verfahren wurden von Akelius nicht beantwortet. Statt dessen setzt Akelius Mieterinnen und Mieter durch Fristsetzungen unter Druck. In einigen Fällen wurden 3D-Vermessungen durchgeführt.

In Hamburg hat der dortige Mieterverein diese Praxis von Akelius scharf kritisiert.1 In Berlin beschäftigt sich inzwischen die Landesdatenschutzbeauftragte mit der Problematik. Aus unserer Sicht verletzt Akelius mit den 3D-Vermessungen die Privatsphäre der Mieterinnen und Mieter.

Wir, die Vernetzung der Akelius-Mieter*innen, fordern von Akelius:

  1. Respekt vor der Privatsphäre der Mieterinnen und Mieter in der eigenen Wohnung und im eigenen Haus!
  2. Keine 3D-Vermessungen in Privatwohnungen und Mietshäusern!
  3. Sofortige und vollständige Löschung der bereits angefertigten Messdaten von Privatwohnungen und Mietshäusern und Information der betroffenen Mieterinnen und Mieter!

Diese Stellungnahme wurde von der 11. Vollversammlung der Berliner Vernetzung der Akelius-Mieter*innen am 3. November 2019 einstimmig verabschiedet.

Fußnote 1: „Mieterverein empört. Miethai „Akelius“ will Zutritt zu sämtlichen Wohnungen“, Hamburger Morgenpost, 24.5.2019, <https://www.mopo.de/hamburg/mieterverein-empoert-miethai–akelius–will-zutritt-zu-saemtlichen-wohnungen-32589990> (letzter Zugriff 5.11.2019)