Online-Gespräch mit Politiker*innen

Unserer Einladung zu „Politik mit Mieter*innen“ sind 7 Politiker*innen gefolgt und haben sich mit uns am Freitag, dem 3.12.2021, zu einem Online-Gespräch getroffen.

Teilnehmende Politiker*innen:

  • Wenke Christoph (Die Linke), Staatssekretärin Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
  • Rona Tietje (SPD), Baustadträtin Pankow
  • Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat Friedrichshain-Kreuzberg
  • Jochen Biederman (Grüne), Baustadtrat Neukölln
  • Pascal Meiser (Die Linke), Bundestagsabgeordneter mit Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost)
  • Canan Bayram (Grüne, Bundestagsabgeordneter mit Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost)
  • Christine Scherzinger (Die Linke), Bezirksverordnete Tempelhof-Schöneberg

In dem Gespräch haben wir unter anderem folgende Forderungen an Heimstaden und die Politik eingebracht:

  • Kooperationsvereinbarung für alle Akelius- und Heimstaden-Häuser!
  • Eigentumswohnungen stoppen (keine Umwandlung, kein Verkauf, sondern Rückumwandlung)!
  • Kündigungen zurücknehmen, Zwangsräumungen stoppen, Wiedereinzug ermöglichen!
  • Mietsteigerung konsequent ausschließen (Mietspiegel einhalten, überhöhte Mieten absenken, keine Umlagen)!
  • Mietverträge entfristen, Staffel- und Indexmietverträge umwandeln in reguläre Verträge!
  • Mietschulden wegen Corona und gekipptem Mietendeckel erlassen!
  • Abwendungsvereinbarungen erhalten, begonnenen Vorkaufsfällen zustimmen!
  • Instandhaltung statt Modernisierung!
  • Nachverdichtung sozial und ökologisch, keine Flächenversiegelung!
  • Kleingewerbe schützen!
  • unabhängigen Mieter*innen-Beirat mit Mitsprache- und Widerspruchsrecht anerkennen!
  • Mietendeckel bundesweit
  • Enteignung und (Re-)Kommunalisierung aller Akelius- und Heimstaden-Häuser!

Erste Presse dazu:
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1159308.mietenwahnsinn-heimstaden-beim-image-packen.html

Wir bleiben an dem Thema dran und bestehen auf dauerhaften und echten Mieter*innen-Schutz!

Politik mit Mieter*innen

Einladung zum Gespräch über Mittel und Wege für den notwendigen Mieter*innenschutz in der Auseinandersetzung mit Heimstaden nach dem Akelius-Heimstaden-Megadeal

Wir dokumentieren hier unsere Gesprächseinladung an die Verhandlungsgruppe (Berliner Senat und Bezirke Neukölln, Mitte und Pankow) und an weitere Politiker*innen

Sehr geehrte Verhandlungsgruppe, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leute,

wir, Mieter*innen bei Akelius und Heimstaden in Berlin, möchten Sie und euch zu einem Gespräch über den Akelius-Heimstaden-Mega-Deal und die Folgen einladen. 

Seit einigen Wochen ist bekannt, dass der Wohnungskonzern Heimstaden Bostad rund 27.000 Wohnungen von Akelius übernimmt. Kaufpreis: mehr als 9 Milliarden Euro. Die Wohnungen liegen in Berlin, Hamburg, Stockholm, Malmö und Kopenhagen. Akelius trennt sich mit einem Schlag von allen Wohnungen in diesen Städten. Auf Berlin allein entfallen dabei rund 14.050 Wohnungen.

Heimstaden hat in öffentlichen Verlautbarungen eine „Sozialcharta“ für uns Mieterinnen und Mieter angekündigt. Uns erinnert das an das Auftreten von Akelius bei der Übernahme unserer Häuser. Die Realität sah anders aus: Es folgten Luxusmodernisierung, Mieterhöhungen, Aufteilung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen, Kündigungen, Zwangsräumungen. Auch bei Heimstaden ist die Frage nicht, ob diese Dinge kommen, sondern nur wann.

Wir sind deshalb froh, dass eine Verhandlungsgruppe der Bezirke Mitte, Neukölln, Pankow und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen derzeit mit Heimstaden verhandelt, um dem Konzern Zugeständnisse für den Schutz von uns Mieter*innen abzuringen. Der Tagesspiegel hat darüber berichtet.

Als Mieter*innen bei Akelius und Heimstaden sind wir unmittelbar von den Auswirkungen dieses Mega-Deals betroffen und möchten Sie deshalb gerne zum Gespräch einladen. Wir möchten mit Ihnen besprechen, was es jetzt für die Durchsetzung des nötigen Mieter*innenschutzes braucht, sowohl in den laufenden Verhandlungen mit Heimstaden als auch mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen auf Landes- und Bundesebene. Denkbare Themen von unserer Seite sind:

Konkrete Zugeständnisse von Heimstaden aushandeln: u.a. Bezahlbaren Wohnraum erhalten und schaffen, Häuser instandhalten statt aufwerten, keine Kündigungen oder Zwansgräumungen, keine Umwandlung und kein Verkauf von Eigentumswohnungen, Erhalt der geschlossenen Abwendungsvereinbarungen bei allen Akelius- und Heimstaden Häusern, Entfristung der befristeten Mietverträge, Staffel- und Index-Mietverträge in reguläre unbefristete Mietvertäge umwandeln, Einhaltung der Mietpreisbremse für bestehende und zukünftige Mietvertäge (d.h. auch Absenkung der überhöhten Mieten), Erlass aller Mietschulden aus dem gekippten Mietendeckel und aus dem Corona-Lockdown

Bezirkliche Steuerungsinstrumente in Gang bringen: bundesweiter Mietendeckel, preislimitiertes Vorkaufsrecht auf Bundesebene richtig verankern, Wohnungs- und Mietenkataster, Immobilienregister

Instandhaltung statt Luxusaufwertung und Eigentumswohnungen: politische Instrumente zur Durchsetzung von wirksamem Mieter*innenschutz kombiniert mit sozialen und ökologischen Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung 

Finanzialisierung des Wohnungsmarkts stoppen: (Re-)Kommunalisierung, Deutsche Wohnen & Co. enteignen, Steuergerechtigkeit

Akelius hinterlässt einen aus sozialer und ökologischer Sicht desolaten Bestand: Auf der einen Seite sind viele Wohnungen durch Aufwertung in ein Hochpreissegment verschoben, das mit kleinen und mittleren Einkommen nicht mehr bezahlbar ist. Auf der anderen Seite sind Häuser durch fehler- und mangelhafte Instandhaltung in einem zum Teil schlechten Zustand. Oft genug gilt beides in einem Haus. Rund die Hälfte des Bestands ist bereits auf Vorrat in Eigentumswohnungen aufgeteilt.

Es ist zu erwarten, dass Heimstaden auf dieser Grundlage die Spielräume für weitere Aufwertungsmaßnahmen ausloten und ausnutzen wird. Schließlich müssen die spekulativen Kaufpreise für die Häuser möglichst schnell durch unsere Mietzahlungen wieder reingeholt werden. Für die Häuser und für uns Mieter*innen lässt das nichts Gutes erwarten. Wir wissen von Akelius: Die Ausrichtung auf Profitmaximierung nimmt keine Rücksicht auf gesellschaftliche, soziale und ökologische Ziele. Und sie nimmt vor allem keine Rücksicht auf uns Mieter*innen. 

Wir möchten deshalb jetzt mit Ihnen und euch die laufende Auseinandersetzung mit Heimstaden besprechen. Wir wollen zusammen Lösungswege finden, wie wir unseren Bedarf und unsere Visionen für eine Stadt Für Alle gegen Heimstaden und gegen die fortschreitende Finanzialisierung des Wohnungsmarkts durchsetzen können. 

Wohnen als Menschenrecht ernst nehmen, Gesetzeslücken schließen

Akelius missachtet mit seinem Geschäftsmodell und mit seiner Geschäftspraxis das Recht auf Wohnen. Möglich ist das auch, weil in Berlin und in Deutschland (und weltweit) das Handeln von Akelius und ähnlich aufgestellten Konzernen wie Blackstone, Vonovia, Deutsche Wohnen und Co. nicht ausreichend gesetzlich geregelt ist.

Wenn es Akelius innerhalb weniger Jahre gelungen ist, mit Share Deals allein in Berlin die Zahlung von Steuern in Millionenhöhe zu vermeiden (Grunderwerbsteuer entfällt bei Share Deals), dann ist es an der Zeit, dieses Steuerschlupfloch sofort zu schließen. Und wenn Akelius mit übertrieben aufwändigen und teuren Modernisierungen die Mietpreisbremse umgeht und uns Mieter*innen damit das Leben schwer macht, dann liegt das auch daran, dass das Gesetz eine dicke Lücke hat, die Akelius ausnutzt. Wenn schließlich Akelius in Berlin im großen Stil Mietshäuser in Eigentumswohnungen umwandeln will, dann muss die gesetzliche Regelung zum Verbot solcher Umwandlungen in angespannten Wohnungsmärkten, die derzeit diskutiert wird, zügig umgesetzt werden, um Mieter*innen konsequent vor Verdrängung zu schützen.

Kurz: Wohnen ist keine ware, Wohnen ist ein Menschenrecht. Daran haben wir die Fachpolitiker*innen auf Landes- und auf Bundesebene erinnert und sie auf die Communications der ehemaligen UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, Leilani Farha, und auf das internationale gemeinsame Statement von Akelius-Mieter*innen hingewiesen.

Das Schreiben an die Politiker*innen dokumentieren wir hier:

Sehr geehrte Abgeordnete,

Die Vereinten Nationen haben die Communications der damaligen UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen, Lailani Farha, an Akelius und an die Bundesregierung veröffentlicht.

Leilani Farha: „Die Aktivitäten von Akelius wirken sich äußerst nachteilig auf
die Bezahlbarkeit der Mieten und die Bewohnbarkeit der Häuser aus, die Akelius
besitzt. Viele Mieter waren langen Perioden störender Bauarbeiten ausgesetzt,
und einige berichteten, dass sie höhere Mieten zahlen müssen, weil Bauarbeiten
durchgeführt wurden, die sie nie gefordert, gewollt oder für notwendig
erachtet haben und über die sie in einigen Fällen nicht einmal ausreichend
informiert wurden.“

Die deutsche Regierung ist aufgefordert, Informationen über Gesetzesinitiativen im Bereich Steuergesetzgebung und Steueroasen zu übermitteln, außerdem zu allen anderen Maßnahmen, die von der Regierung ergriffen wurden, um die negativen Auswirkungen der Finanzialisierung des Wohnungswesens auf die Menschenrechte zu verhindern. Konkret zu Akelius wird die Bundesregierung gebeten, Informationen zu übermitteln über alle Untersuchungen zu den Geschäftspraktiken von Akelius Deutschland und deren Auswirkungen auf die Menschenrechte bei der Unterbringung von Mieter*innen in den Häusern, die dem Unternehmen gehören.

In Berlin besitzt Akelius rund 900 Häuser.

Wir Akelius-Mieter*innen können alle diese aufgezeigten Missstände aus eigenen Erfahrungen bestätigen und fordern Sie als gewählte Abgeordnete auf, das Menschenrcht auf Wohnen zu achten und zu schützen.

Dazu gehört:

  • Share Deals beim Immobilien-Handel verbieten.
  • Dauerhafte und flächendeckende Mietregulierung am Beispiel des Berliner Mietendeckels gewährleisten.
  • Alle Ausnahemregelungen in der Umwandlungsverordnung abschaffen.
  • Finanzialisierten Wohnungskonzernen wie Akelius keine elementaren Bereiche der Daseinsfürsorge – wie das Wohnen – zu überlassen. Wohnen ist ein Menschenrecht. Es gibt kein Recht auf Profit.

Und aus gegebenen Anlass:

  • Profitorientierte Wohnungskonzerne an den Kosten der Corona-Krise zu beteiligen, d.h. den Corona bedingten Kündigungsschutz verlängern und entstanden Mietschulden zu erlassen.

Wir fordern Sie auf, endlich wirkungsvoll und engagiert im Sinne der Menschen und nicht dem der Konzerne zu handeln.

Mit freundlichen Grüßen,
Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin

Nachweise:

UN Communication an Deutschland:
https://spcommreports.ohchr.org/TMResultsBase/DownLoadPublicCommunicationFile?gId=25200

UN Communication an Akelius:
https://spcommreports.ohchr.org/TMResultsBase/DownLoadPublicCommunicationFile?gId=25199

Internationale gemeinsame Erklärung der Akelius-Mieter*innen:
https://akelius-vernetzung.de/wp-content/uploads/2020/12/Press_Release_Joint_Statement.pdf

Deutsche Übersetzung:
https://akelius-vernetzung.de/2020/06/29/internationale-gemeinsame-erklaerung-von-akelius-mieterinnen/

Pressemitteilung der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin:
https://akelius-vernetzung.de/2020/06/28/akelius-missachtet-die-menschenrechte-schreiben-der-un-sonderberichterstatterin-an-akelius-und-an-die-bundesregierung/