Redebeitrag der Vernetzung der Akelius-Mieter*innen auf der Gala von „Kein Haus weniger!“ 16.02.20 im Festsaal Kreuzberg

Erstmal an alle hier auf der Gala ein herzliches Hallo!

Wir, die Vernetzung der Akelius-Mieter*innen in Berlin, organisieren uns seit zwei Jahren gegen die Geschäftspraktiken unseres Vermieters. Akelius ist seit 2006 in Berlin aktiv und hat hier seinen weltweit wichtigsten Standort aufgebaut. Der Konzern besitzt in der Stadt ca. 900 Häuser mit reichlich 14.000 Wohnungen. Die durchschnittliche Angebotsmiete liegt bei rund 20 Euro und im Einzelfall sogar bei 40 Euro pro Quadratmeter. Mieter*innen mit alten, günstigen Verträgen sollen nach dem Willen des Konzerns ausziehen. Was dann folgt, ist in jedem Haus das gleiche: erst stehen die Wohnungen lange leer, manchmal sogar Jahre! Dann kommt ein Bauarbeitertrupp und reißt mit ohrenbetäubendem Lärm alles aus der Wohnung raus, um es im Anschluss wieder einzubauen. Der Sinn hinter dem ganzen Unsinn: eine Gesetzeslücke erlaubt nach umfassender Modernisierung eine Neuvermietung ohne Orientierung am Mietspiegel. Das Ergebnis sind dann drei- bis fünfmal so hohe Mieten, wie zuvor. Weil das eindeutig viel zu teuer ist, stehen die Wohnungen deshalb erneut monatelang leer.

Doch wir wehren uns dagegen. Wir organisieren uns in unseren Häusern, berlinweit und sogar überregional. Wir sind vernetzt mit anderen Akelius-Mieter*innen in Hamburg, London, Toronto und New York und mit anderen Aktivist*innen in Berlin. Wir haben das Geschäftsmodell und das Firmenkonstrukt von Akelius und die Auswirkungen davon auf uns Mieter*innen und die Stadt intensiv analysiert und ausgewertet. In einem umfangreichen Dossier haben wir letzten Sommer unsere Rechercheergebnisse veröffentlicht. In der Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Presse ist Akelius spätestens seitdem als Problem umfassend bekannt. Wenn ihr mehr Infos über Akelius haben wollt: kommt zu unserem Infostand!

Da es heute hier auf der Gala um bedrohte Haus- und Kulturprojekte geht, wollen wir uns erneut solidarisch erklären mit allen von Verdrängung bedrohten Menschen und Projekten:

Es ist nicht gerechtfertigt, dass das willkürlich ungleich verteilte Einkommen darüber entscheidet, wer wie wo wohnen und arbeiten kann.

Es ist nicht weiter hinzunehmen, dass Firmen wie Akelius Wohnungen und Gewerberäume aus spekulativen Gründen leerstehen lassen.

Es kann nicht sein, dass Akelius preiswerte Kleingewerberäume in superteure Miniwohnungen umbaut, weil mit Wohnungen zur Zeit eben noch ein bisschen mehr Profit gemacht werden kann.

Es ist gut, dass der Mietendeckel kommt! Er sollte allerdings unbefristet sein und das spekulative Handeln mit Wohnraum sollte ein für alle Mal beendet werden. Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Gelddruckmaschine!

Die Häuser müssen in Selbstverwaltung überführt werden! Die Mieten sollen nur die Kosten für Instandhaltungen abdecken, und eben keine Profitraten! Wohnraum soll gerecht verteilt werden! Kulturelles und soziales Kleingewerbe soll geschützt werden!

Wir fordern, dass alle bedrohten Haus- und Kulturprojekte ihre Mietverträge zurückbekommen, bzw. sie verlängert werden! Wir fordern die Vergesellschaftung von Akelius & Co.! Wir fordern, dass alle Projekthäuser in Gemeineigentum überführt werden, bzw. in den Kollektivbesitz der Projekte selbst!

Wir fordern: Kein Haus weniger!