Liebe Leute auf dem
Reichenberger-Straßenfest, schönen Gruß von der Vernetzung der
Menschen, die in Häusern der Firma Akelius wohnen! Wir finden es
toll, dass es dieses selbstorganisierte Straßenfest gibt, und dass
hier in Redebeiträgen Zumutungen geschildert werden, die viele
Menschen in Berlin erleiden müssen.
Auch wir sind ein
Basis-Zusammenschluss. Wir haben im Februar begonnen, uns gegen
Akelius zu organisieren, weil diese Firma immer mehr Leuten das Leben
schwer macht. Gerade auch hier in der Reichenbergerstr. gibt es
solche Fälle.
Aber zuerst ein paar Infos über Akelius. Akelius war noch vor ein paar Jahren das größte private Immobilienunternehmen Schwedens. Mittlerweile ist es verstärkt im Ausland aktiv, und zwar in Deutschland, Frankreich, Kanada, England und den USA. In einer Selbstdarstellung schreibt Akelius, dass sie sich auf, Zitat, Wohnimmobilien in attraktiven Städten mit starkem Wachstum und Modernisierungspotenzial konzentrieren. Das bedeutet: Akelius‘ Geschäftsmodell ist, für diese Verteuerung selbst zu sorgen, indem sie die Wohnungen teuer ausstatten, teilmöblieren oder auch einfach nur irgendwas erneuern oder gar nur oberflächlich sanieren, und das dann Modernisierung nennen. Dann gilt die sogenannte Mietpreisbremse der Bundesregierung nicht. Quadratmeterpreise von über 20 Euro warm sind bei Akelius völlig normal.
Zitat aus der Selbstdarstellung: „Akelius gehört zu den besten der Welt, um Appartements und allgemeine Flächen zu modernisieren. Jedes Jahr renoviert Akelius 4000 Wohnungen.“ Zitat Ende. Insgesamt hat Akelius rund 50000 Wohnungen. In Berlin sind es 12000, obwohl die Firma erst seit 2006 hier aktiv ist.
Da
sich die negativen Meldungen gehäuft haben, organisieren wir den
Widerstand. Wir haben in 700 Häuser Flugblätter geworfen, um
Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Letzten Sonntag hatten wir die
dritte Vollversammlung für alle Akelius-Mieterinnen und -Mieter. Wir
sorgen für eine Berlin-weite Vernetzung, vermitteln Rechtsberatung
und bringen Akelius in die Medien.
Diese Firma verschleppt gern unsere Anliegen, renoviert auch Wohnungen, die erst vor kurzem renoviert worden sind, und verschickt Kündigungen, die ungerechtfertigt sind oder auf kleinsten Anlässen beruhen. Akelius hat auch Häuser im Share-Deal-Verfahren gekauft. Das bedeutet, dass offiziell nicht das Haus gekauft wird, sondern die Mehrheitsanteile an der Firma, der es gehört. Bei dieser seit Jahren üblichen, aber in der Allgemeinheit noch nicht sehr bekannten Praxis muss die Grunderwerbssteuer nicht gezahlt werden, und der Bezirk verliert in Milieuschutzgebieten sein Mitspracherecht und sein Vorkaufsrecht.
Auf
diese Weise ist Akelius auch im Reichenberger-Kiez vorgegangen, der
in einem Milieuschutz-Gebiet liegt. Hier nun ein paar Beispiele für
das Treiben von Akelius in dieser Gegend.
Die
Reichenbergerstr. 52 hat Akelius 2014 gekauft, offensichtlich per
Share Deal. Gleich danach hat Akelius an mehrere Haushalte
unberechtigte fristlose Kündigungen geschickt. Mittlerweile hat
eine Person, die bei Akelius arbeitet, am Telefon zugegeben, dass
damals auf Verdacht 300 Kündigungen verschickt wurden. Später
erhielten in dem Haus mehrere Haushalte unberechtigte
Mieterhöhungsverlangen, die angeblich vom Mietspiegel gerechtfertigt
waren – waren sie aber nicht! Derzeit will Akelius das Haus
umfassend sanieren, informiert aber die Bewohnerinnen und Bewohner
nur unzureichend und setzt sie unter Druck. Genehmigunspflichtige
Modernisierungen sind angekündigt, aber nicht beim Bezirk beantragt.
Der Bezirk hat aber vor kurzem die Erlaubnis erteilt, dass das Haus
in Eigentumswohnungen umgewandelt werden darf. Ein Skandal ist, dass
so etwas in einem Milieuschutzgebiet möglich ist. Wer hat heute
schon das Geld, sich hier eine Wohnung zu kaufen? Die kämpferischen
Leute in der Reichenberger 52 suchen nun Hilfe, um das
Schwamm-Gutachten in Frage zu stellen, mit dem Akelius die umfassende
Sanierung des Hauses begründet. Mehrere Haushalte sollen in andere
Häuser umgesetzt werden – wer weiß, für wie lange!
Auch
die Reichenbergerstraße 114 hat Akelius per Share Deal gekauft, und
zwar im vergangenen Winter. Hier steht schon seit Jahren das
Ladenlokal leer. An Pfingsten wurde es im Rahmen einer großen
Besetzungskampagne durch die Gruppe „Friedel im Exil“ besetzt, um
ein Soziales Zentrum einzurichten. Akelius ließ es noch am selben
Tag räumen und hat sich überhaupt nicht für das soziale Anliegen
interessiert. Die Polizei verletzte bei der Räumung etliche
Menschen, obwohl vor dem Haus nur eine friedliche angemeldete
Kundgebung stattfand.
In
der Reichenbergerstraße 72a bietet Akelius extrem teure Wohnungen
an. Eine teilmöblierte Ein-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss des
Seitenflügels, die 28 Quadratmeter groß ist, kostet 850 Euro
Warmmiete! Das sind 30 Euro pro Quadratmeter! 2014 kostete diese
Wohnung 350 Euro und war in einem guten Zustand. Im ersten Stock
kostet eine 30-Quadratmeter-Wohnung übrigens 870 Euro.
Hier
im Kiez finden sich weitere Beispiele für die krass mietentreibende
Wirkung von Akelius. In der Liegnitzer Straße 37 kostet eine
Zwei-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern zur Zeit 1400 Euro. In der
Forster Straße 52 kosteten kürzlich 71 Quadratmeter 1450 Euro. In
der Reichenberger Straße 153 kostete eine Ein-Zimmer-Wohnung mit 40
Quadratmetern 1000 Euro. In der Wiener Straße 31 waren es 1600 Euro
für 75 Quadratmeter.
Informiert euch und andere über Akelius! Macht die Vernetzung bekannt! Wir suchen immer Erfahrungsberichte, auch kurze, um zu wissen, was in den Häusern so passiert ist. Sie können uns per E-Mail geschickt werden. Die Adresse ist:
akelius-mietervernetzung@posteo.de.
In einem Online-Forum sind diverse Infos gesammelt:
www.akelius-vernetzung.de. Hier auf dem Fest gibt es einen
Info-Stand.
Die Mietenentwicklung hier in der Gegend, die Akelius ausnutzt und vorantreibt, ist auch im Zusammenhang mit der Ansiedlung von IT-Firmen zu sehen, die unter anderem vom sogenannten Google-Campus vorangetrieben wird. Viele Menschen sagen deshalb: Fuck Off Google! Es wird Zeit, dass der Reichenberger-Kiez auch ruft: Fuck! Off! Akelius!!!